Ab durch die Schleuse

Wie komme ich heil rein und wieder raus ohne Angstschweiß und Blessuren am Schiff?

 

Lemmerschleuse

 

Die Funktionsweise einer Schleuse ist schon so oft uns ausführlich beschrieben worden.
Eine Anfrage bei Tante Google wird hier schnell zu einer befriedigenden Erklärung führen.

Ich möchte hier eigentlich mal was über die Schleusenfahrt an sich schreiben, da in einigen Gesprächen und Berichten in Internetforen rauskommt, dass viele Freizeitskipper sich nur sehr ungern mit dem Thema Schleusen befassen und ähnlich wie bei Anlegemanövern froh sind, wenn es vorbei ist. Schleusenfahrt als notwendiges Übel sozusagen.

In der Anfahrt zur Schleuse findet sich am Ufer eine Hinweisschild über den Funkkanal der Schleuse. Bestenfalls hat man sich diesen Arbeitskanal bereits vorher schon rausgeschrieben.
Wenn ich in Sichtweite der Schleuse bin, melde ich mich über Funk. So z.B.:

“Meiderich Schleuse, Meiderich Schleuse für die Motoryacht Balu bitte kommen”

Antwort: “Schleuse hört”

“Motoryacht Balu 11m Länge in der Bergfahrt (oder im Unterwasser) möchte gerne schleusen. Bitte kommen”

Antwort z.B.: “Wir bereiten die Backbordkammer vor, Sie können nach dem Gütermotorschiff Gisela einfahren.” o.ä.

Man erkennt, dass früher oder später im Gespräch die Position und Schleusen(Fahrt)Richtung klar werden muß. Man sollte also wissen ob man in der Berg- oder Talfahrt, bzw. sich im Ober- oder Unterwasser der Schleuse befindet. Auch sollte man dran denken nicht mit 25 W, sondern nur mit 1 W zu senden.

Auch schenken wir uns in der Praxis das dreimalige Rufen der Funkstelle. Im Nahbereich reicht 1 max. 2 mal. Wir sagen aber immer direkt dabei was für ein Schiffstyp wir sind und welche Länge wir haben. So braucht der Schleusenmeister nicht extra nachzufragen und kann sofort sehen, ob wir noch in die Kammer passen oder nicht. Das man nur mit einem zugelassenen Funkgerät (Binnen mit ATIS Kennung) funken darf und im Besitz des erforderlichen Funkscheins sein muss ist klar. Oder???

 

Schiff klar zum Schleusen? Steuerbord und Backbord Fender raus und Leinen klar halten. Die Crew an Deck nochmal kurz informieren und einweisen. Bootshaken darf gerne bereitliegen. Dafür ist er da. Die Berufsschifffahrt hat immer Vorrang, darf und wird vor uns einfahren. In absoluten Ausnahmefällen könnte es auf Anweisung auch mal anders sein, was ich aber noch nie erlebt habe!!

Wo und Wie?  Sagt der Schleusenmeister nichts dazu, können wir rechts oder links festmachen. Bei der Frage Wie, wird es spannend. Ein Patentrezept gibt es wohl nicht. Ich schleuse eigentlich immer nur mit der Mittelklampe, auch wenn ich genug Personal an Bord habe! Versuch der Erklärung:

Es gibt immer noch Schleusen, wo die Poller so weit auseinander liegen, dass man mit einem Sportboot nicht vorne und hinten festmachen kann. Einen Poller reicht bei der Mittelklampenversion. Bestenfalls ist es ein s.g. Schwimmpoller, der in der Schleusenwand eingelassen ist. Die neueren Schleusen haben diesen Luxus.

Aber auch bei einem Schwimmpoller nicht die Leine belegen, denn insbesondere beim Beginn der Schleusung zu Tal hat der Schwimmpoller einen zeitlichen Verzug und schwimmt erst nach ca. 0,5 – 1m mit!!!

Hab ich keinen Schwimmpoller muss ich halt umsetzen, ja nach Hub- /Fallhöhe.

Begriff Schleusenhaken. Schon mal gehört? Eigentlich ein schönes Hilfsmittel der körperlichen Gewalt. Mit Hilfe des Schleusenhakens kann ich auch an einer der Leitern, die sich in der Schleusenwand befinden festmachen, besser gesagt mich festhalten.

Praktische Umsetzung: Fahrt in die Schleuse ein. Fährt vor Euch ein großes Schiff ein, haltet Abstand, da Euch das Schraubenwasser des Vordermanns hin und her schleudert. Hier ist der Rudergänger gefragt. Grundsätzlich und je nach Verkehrsaufkommen fährt man so weit wie möglich nach vorne, um nachfolgenden Schiffen die Einfahrt zu ermöglichen. Kommt hinter Euch keine andere Yacht mehr, haltet ruhig ein wenig Abstand zum Berufsschiff vor Euch, denn auch bei der Ausfahrt bekommt Ihr es mit seinem Schraubenwasser zu tun.

In Höhe Eurer Mittelklampe stoppt Ihr das Schiff auf, führt die Leine über den Poller und belegt die Leine auf der Mittelklampe. Schön dichtholen. Fertig!  Bitte keinen Kopfschlag auf der Klampe, sondern nur aus der Hand die Leine führen. Haben wir keinen Schwimmpoller erwischt, muss die Leine je nach Hub-/Fallhöhe umgesetzt werden.

Klingt einfach? Ist es auch!

Was ich auch gerne mache und weiß das die Schleusung nur wenig Hub hat:

Ich fahre vom Außenfahrstand in die Schleuse und habe nur die Heckleine an meiner hinteren Klampe bereit. An einem vorbeikommenden Poller kurz aufstoppen und die Leine über den Poller legen und zurück auf die Heckklampe führen und festmachen. Maschine wieder auf Voraus einkuppeln. Fertig! Schiff will jetzt nach vorne, wir hinten gehalten und legt sich automatisch an die Schleusenwand.

Zur anstehenden Ausfahrt ist eigentlich alles gesagt. Liegt vor Euch ein Berufsschiff, lasst Eure Leine belegt und wartet ein bisschen, denn sein Schraubenwasser trifft Euch. Wo soll es in der Schleuse auch sonst hin. Er macht es nicht um Euch zu ärgern! Bleibt am Ruder während der gesamten Ausfahrt konzentriert, da dass Wasser entsprechend unruhig ist.

Hinweis zu Ein- und Ausfahrten: Bitte fahrt zügig ein und aus. Nicht “drömeln”, denn alles warten auf Euch. Man sieht es immer wieder. Einer drömelt / schleicht in die Schleuse, alle anderen dahinter müssen aufstoppen und kriegen Probleme auf Kurs zu bleiben.

In diesem Sinne, wünsche ich eine entspannte Schleuserei.

Ihr wollt trotz meiner tollen Beschreibung mal eine entspannte Schleusung mitmachen?
Mit Eurem Dampfer in Eurem Revier oder bei mir an Bord. Kein Problem, einfach mal anfragen.
 
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