Der Job als Flottillenführer, ein Rückblick

Rückblick der Segel-Flottille Split 07.07.-21.07.2012
aus meiner Sicht als Flottillenführer

 

Hatte ich schon geschrieben, dass der Flughafen Düsseldorf am ersten Feriensamstag voll ist? Sehr voll? Schlangen, Menschen, also Menschenschlangen, Gedränge, Stimmengewirr. Letztendlich muss man sich wundern wie geordnet und schnell es dann doch klappt.

So sitze ich um 09:20 Uhr mit meinem Mitsegler Wolfgang, den ich um 08:00 Uhr mit dem Taxi abgeholt habe, in den Flughafenarkaden und wir plaudern über die nächsten Tage. Was kaufen wir alles an Proviant in Split ein? Schnell sind wir mit der Einkaufsliste durch, denn wir sind ja nur zu zweit an Bord, da halten sich die Mengen in Grenzen. Der Flug verläuft pünktlich und entspannt. Das Abenteuer Flottille kann beginnen. 

9 Crews (34 Personen) haben sich gefunden, um 14 Tage von Split durch die Inselwelt der Südadria zu tingeln. Das südlichste Ziel zum Bergfest soll kurz vor Dubrovnik sein, danach geht es langsam wieder zurück zum Ausgangshafen Kastela bei Split.

Nachdem alle Crews ihre Yachten übernommen und den Einkauf hinter sich gebracht haben, fällt der erste Stress ab und man bekommt bei 32 Grad und untergehender Sonne das erste Urlaubsfeeling. So muss das sein! Leider hat eine Crew ein Problem, was sie noch weitere 36 Stunden beschäftigen wird. Nicht ein Gepäckstück ist angekommen!

Abends treffen wir uns in einer Bar auf ein erstes kurzes Kennenlernen.

 

Sonntag, den 08.07.2012

Schwachwindig, wolkenlos, warm, sehr warm. Es wird Zeit raus zu kommen. Nach der Skipperbesprechung geht es los und wir testen die Yachten, zupfeln an denSegeln und machen die erste Bekanntschaft mit bis zu 28 Grad warmen Badewasser. Abends liegen wir in der Marina Milna auf der Insel Brac. Hier haben wir um 19 Uhr Tische im Restaurant „Fontana“ reserviert und speisen gut und günstig. Die Jugend sitzt an einem separaten Tisch und hat ebenfalls Zeit sich näher zu beschnuppern.

 

Montag, den 09.07.2012

Kurs SE nach Vrboska auf der Insel Hvar. DieYacht„Grabova“ wartet bis 14 Uhr in Milna, da ihr mit einem Speedboot noch das fehlende Gepäck gebracht wird. Sie werden uns am Nachmittag aber locker wieder einholen, da die Etappe bis Vroboska nur knappe 20 sm lang ist. Alle anderen ziehen los. Drei Yachten wollen einen Abstecher in eine einsame Bucht an der Südküste von Brac unternehmen, um sich dort alte Bunker, die in den Fels getrieben wurden anzusehen. Eine lustige Irrfahrt beginnt, die über Funk (Kanal 72) entsprechend kommentiert wird. Abends liegen wir nebeneinander in der Marina. Der Ort versprüht sehr viel Charme, da er seinen dörflichen Charakter behalten hat.

 

Dienstag, den 10.07.2012

Heute sind es 25 sm bis zur Ostspitze von Hvar. Sucuraj heißt der Zielhafen. Klein, verträumt und nett. Fünf Yachten liegen vor Buganker im kleinen Hafenbecken, der Rest liegt in Päckchen längsseits am Steg. Hier ist die Welt noch in Ordnung, kein Massentourismus und ruhig. Um 18 Uhr gibt es einen Anlegedrink in Form von Istra Bitter (vergleichbar mit Campari) und O-Saft. 200m entfernt gibt es einen kleinen Strand, der von der Jugend schnell entdeckt und in Beschlag genommen wird.

 

Mittwoch, den 11.07.2012

Der Tag der Zivilisation und des Massentourismus. Es geht zur Stadt Korcula, die auf einer Halbinsel ihre wunderschöne historische Altstadt präsentiert. Bars, Restaurants, Kneipen, Geschäfte aller Art. Das pure, pralle Leben. Welch ein Kontrast zu Sucuraj. Wir liegen hier eng verpackt in der hintersten Ecke der ACI Marina. Keiner fängt sich eine Mooringleine ein, alles klappt. Respekt an die Skipper.

 

Donnerstag, 12.07.2012

Nach dem Trubel geht es heute wieder in die Idylle. Es wartet eine der schönsten Buchten auf der Reise auf uns. Okuklje an der Nordostküste der Insel Miljet. Wir haben Liegeplätze direkt am restauranteigenen Steg „Maran“. Ein Traum. Glasklares Wasser und hohe dunkelgrün bewaldete Berge. Hier dürfte die Zeit gerne ein wenig langsamer laufen. Um 20:00 Uhr treffen wir uns zum gemeinsamen Abendessen. Die Stimmung ist gut, wird besser und findet die Steigerung mit dem Gitarrenspiel von Helmut. Uwe zeigt sich textsicher und schmettert mit. Als bekennender Düsseldorfer schreckt er auch nicht vor kölschem Liedgut zurück. Ein toller und langer Abend. Ein Mitsegler formuliert es so: Es war ein super Abend, aber morgen essen wir wieder mit Messer und Gabel.

 

Freitag, 13.07.2012

Da wir heute nur 12 sm ans Festland nach Slano haben, schlafen alle ein wenig länger. Ob dies auch dem gestrigen Abend geschuldet ist? Who knows? Fakt ist, dass Sänger Uwe das Zepter in die Hand nimmt und ein Beibootwettrennen durch die Bucht organisiert. Je ein Elternteil mit einem Kind müssen Achten durch das Bojenfeld fahren. Nach einer Einführungsrunde geht es los und Uwe startet das Rennen vom Bug seiner Yacht „Maja“.

Langsam setzt sich die Flotte nach der Siegerehrung in Bewegung und es geht nach Slano. Uwe muss sich für drei Tage von uns verabschieden, da er in Dubrovnik einen Crewwechsel hat. Er wird uns wieder einholen. In Slano haben wir keine Liegeplätze an der Mole bekommen. Trotz vorliegender schriftlichen Bestätigung gibt mir ein aufgeregter Hafenpolizist deutlich zu verstehen, dass er der Chef ist und ihn nicht interessiert was sein Büro geschrieben hat. Dies ist das erste Mal, dass ich mit einem kroatischen Mitmenschen nicht „grün“ werde. Egal, schnell finden wir eine Lösung, die die Bordkasse schont. Eine Hälfte der Flotte geht vor Anker, die andere verholt sich an die Konoba „Nono“. Ein Teil der Ankerlieger macht sich mit dem Taxi auf den Weg in die Altstadt von Dubrovnik.

 

Samstag, 14.07.2012

Es geht langsam wieder nach Norden. Der Nationalpark Mljet an der Westspitze ist das Tagesziel. Hier liegen wir in den Buchten Pomena und Polace. Jede Crew hat heute die Qual der Wahl. Ankern, an die Stadtpier oder direkt vor eine Konoba.

 

Sonntag, den 15.07.2012

Über Funk gibt es eine kleine Skipperbesprechung und wir starten zur Insel Lastovo. Der Wind frischt auf und heißt für die nächsten drei Tage „Tramontana“, was bedeutet: Im Tagesverlauf stetig steigende Windgeschwindigkeiten bis 22 Knoten, nach Sonnenuntergang Flaute. So segeln wir wunderbar mit einem Reff im Groß zur Bucht Zaklopatica. Hier haben wir den gesamten Steg vom Restaurant „Augusta Insula“ reserviert. Am Steg gibt es eine schöne kleine Chill-Out Ecke mit Bar und Außendusche. Wunderbar! Als ich im Schatten einer Feige in der Lounge mit einem kühlen Pivo liege, denke ich: „Herr Doktor! Wenn ich so liege, dann geht’s“. Um 20 Uhr sitzen wir beim gemeinsamen Abendessen und genießen den tollen Ausblick.

 

Montag, den 16.07.2012

Da wir heute nur 10 sm zur Südseite von Lastovo haben, wird der Vormittag gemütlich. Die Jugend schwimmt und planscht, einige Crews genießen ein Frühstück im Restaurant. Der Wind frischt wieder auf und es wird ein toller Segelritt zur Bucht Skrivena Luka, wo wir Plätze am Steg vom Restaurant „Porto Rosso“ haben. Bedingt durch den Wind sind viele Yachten hier seit zwei Tagen, da die örtlichen Fallwinde bis 25 Knoten glauben machen, dass es draußen auch so ist. Der Restaurantbesitzer lässt die Crews in dem Glauben und freut sich über viele Dauergäste. Als wir angelegt haben, werden wir von vielen gelöchert: „Wie war es denn draußen?“. „Gut sage ich.“ Auch schön: Zwei fremde Crews sagen mir, dass Rijeka Radio vor Bora mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 50 Knoten warnt. „Leute, Rijeka ist Istrien, sprich Nordadria, Ihr müsst den Wetterbericht von Radio Split hören. Es ist Tramontana und es bleibt Tramontana mit Wind aus NW“. Der Abend wir lang und nach dem Essen gibt es an Bord von Thomas noch einen Absacker. Vielleicht waren es auch zwei! Ach ja: Uwe ist auch wieder dazu gestoßen. So sind wir wieder komplett.

 

Dienstag, den 17.07.2012

Tagesziel ist die Westspitze von Korcula. Wir wollen in die Ankerbucht Gradina. Am Anfang haben wir tollen Wind mit 15 Knoten. Ein Anlegekurs hoch am Wind. Bis kurz vor Korcula glauben wir sogar ohne Holeschlag auszukommen, als der Wind eine Schüppe drauflegt und dreht. Genau gegenan, schnell baut sich die See auf und wir stampfen und nehmen fast jede Welle mit Wasser über Deck. „Schiff macht schief“ sagt man auch. In der Bucht haben schon einige andere Yachten Zuflucht gesucht. So wird es schön eng und die Ankermanöver sind teilweise, ich sag mal, verbesserungswürdig! Letztendlich finden aber alle einen sicheren Platz und nach dem Sonnenuntergang schläft der Wind ein und es wird eine ruhige Nacht. In der ansässigen Konoba (Konoba bedeutet kleines Restaurant) treffe ich einen ehemaligen Mitsegler, der vor Jahren auch schon bei einem Törn dabei war. So klein ist die Welt. Man muss sich halt immer und überall benehmen. Mein kleines Problem, was ich habe wird auch gelöst. Da ich nur einen kleinen 70 Liter Tank habe, der nur noch zu ¼ voll ist und ich nicht weiss was die nächsten Tage so bringen, bitte ich den Restaurantbesitzer, mir mit dem Auto von einer Tankstelle 20 Liter zu besorgen, was prompt erledigt wird.

 

Mittwoch, den 18.07.2012

Und wieder ein Segeltag gegenan. Da sich viele an den Tramontana gewöhnt haben und nun wissen, dass er gegen Mittag auffrischt, haben fast alle von uns bereits früh die Bucht verlassen und sind auf dem Weg nach Palmizana auf der Insel SV. Klement. Nach der Morgentoilette im glasklaren Wasser heißt es für Wolfgang und mich ebenfalls Anker auf. Bereits um 11 Uhr ruft mich die Marina Palmizana an und möchte von mir wissen, wann wir ankommen. Der Hafen ist übervoll, bereits jetzt liegen 30-40 Yachten vor der Marina und warten auf freie Plätze. Es tut sich aber nichts und viele bleiben in der Marina liegen. Darunter auch die gefürchtete „yacht week“, eine Jugendflottille die via facebook und twitter gefüllt wird. „Party all day and night“ heißt das Motto. Wir schieben uns an den wartenden Yachten vorbei und bekommen unsere reservierten Plätze. Vielen lieben Dank an das Team der Marina! Da habt ihr mal wieder einen gut bei uns! Mit dem Wassertaxi geht es zur Stadtbesichtigung nach Hvar. Abends noch einen Absacker in der Kneipe der Marina, und ein weiterer wunderschöner Urlaubstag geht zu Ende.

 

Donnerstag, den 19.07.2012

Nach der Skipperbesprechung haben wir uns für den letzten fremden Hafen noch mal die Marina Milna vorgenommen. Ich reserviere die Plätze im Hafen und auch die Tische für alle zum Abendessen im Restaurant „Fontana“, wo wir ja auch den ersten gemeinsamen Abend verbracht haben. Der Kreis schließt sich. Die 15 Meilen sind locker, da der Tramontana verschwunden ist. So bleibt Zeit vor dem Einlaufen in Milna, noch in einer Bucht zu ankern und zu schwimmen. Hektik und Stress sind mittlerweile für uns ein Fremdwort geworden. Auch die Manöver werden nun ruhiger und gelassener durchgeführt, was auf eine gewisse Bordroutine schließen lässt. Gut so! Vor dem Abendessen gibt es noch einen Anlegedrink mit Istra Bitter und O-Saft. Rouven bietet seine Dienste als Fähre an und kutschiert die Fußfaulen für eine nicht unerhebliche Taschengeldaufbesserung mit dem Beiboot zum Restaurant quer über das Hafenbecken. Klever Kerl! Das Essen im Fontana war wieder sehr gut und reichhaltig. Ebenso die Getränke. Auf dem Heimweg kommen wir noch an einer Musikkneipe vorbei, wo Uwe, Thomas undAndreaseinen in die Runde schmeißen. So wird der Abend nun doch wieder etwas länger als erwartet. Bleibt noch zu erwähnen, dass Rouven zwar für die Hin- und Rückfahrt das Geld kassiert hatte, aber die Rückfahrten nicht mehr angetreten hat, da er dem Schlaf erlegen war. Gut so!

 

Freitag, den 20.07.2012

Ein ganz entspannter, lockerer letzter Tag liegt vor uns. Kein Wind! Sonne satt! So heißt dann Fenderreiten das Zauberwort und ist die letzte Rettung vor dem „Erschwitzen“. Die letzten Meilen durch azurblaues Wasser. Heute sieht es aus wie bei der Augsburger Puppenkiste. Als hätte jemand eine Plane über das Meer gelegt. Um 17 Uhr ist Check-Out der Yachten und jeder ist bemüht, sich von Hektik nicht wieder anstecken zu lassen. So wie ich die Sache es beobachtet habe, ist dies auch gelungen. Nach dem Abendessen treffen wir uns um 22 Uhr noch mal in der Bar „Barba“. Wir warten auf 24 Uhr, damit Thomas seine Geburtstagsrunde geben kann. Ob man mir glaubt, wenn ich sage, es wurde wieder spät?

 

Samstag, den 21.07.2012

Mit drei Crews geht es für mich früh zum Flughafen, da wir bereits um 8 Uhr von Split abheben. Auch das hat problemlos funktioniert. Im Flieger versuchen wir noch etwas Schlaf nachzuholen und unsere Gedanken zu sammeln.

 

Die Südroute, die wir abgeklappert haben zeigte wieder einmal, dass man sich kümmern muss, denn einige Tagesetappen von 25-27 Meilen sind zu bewältigen. Je nach Windrichtung eine echte Aufgabe für die Crews. Dafür bietet die Route aber eben auch viel Abwechslung und Highlights, die ein Pauschalurlauber nicht zu sehen bekommt. Diese Mischung macht es aus und hat seinen Reiz. Auch hat die Zusammensetzung der Teilnehmer passte, und wir sind in den 14 Tagen zu einer großen Familie zusammengewachsen.

„Hvala“

Weiter zum Beitrag: Krankheitsbild eines Flottillenführers